Was ist ein Sabbatical?
Im alten Testament gibt es die schöne Idee und Regel, dass alle sieben Jahre ein Ruhejahr eingehalten werden soll. Alle sieben Jahre soll zum Beispiel ein Feld in Brache liegen. So wird ein langfristiger Ertrag sicher gestellt.
Dass unsere Bündner Kirche allen Angestellten nach sieben Jahren sieben Wochen freie Zeit zur Verfügung stellt, ist ein Geschenk. Und es ist klug. Denn die geschenkte Zeit ist nicht vergeudete oder unproduktive Zeit, im Gegenteil: Wie das brach liegende Feld öffnet sich die brach liegende Seele und der brach liegende Geist und findet so zu neuer Produktivität.
Mit was für einem Auto sind wir unterwegs?
Als die Covid-Pandemie die Leute zwang, zuhause zu bleiben, haben wir Wege gesucht, unsere Tochter in Schweden zu besuchen. Da wir schon unsere Hochzeitsreise mit einem kleinen Toyota-Camper gemacht hatten und auch einmal für vierzehn Tage mit unseren Kindern einen Camper mit Alkofen gemietet hatten, war es naheliegend, auf eine alte Idee zurück zu kommen. Allerdings hatten diese Idee auch viele andere. Der Zufall wollte es, dass wir auf ein Ausstellungstück eines Kastenwagens stiessen, der nach einem Monat zu haben war, sofern wir darauf verzichteten, unsere Wünsche in eine Bestellung einfliessen zu lassen. Die Wartezeit war damals über ein Jahr. So kauften wir relativ spontan unserer Pössl. Basis ist ein Citroen-Jumper-Lieferwagen. Die schwäbische Firma Pössl macht daraus Camping-Vans. Zwei Besonderheiten zeichnen unser Auto aus: Es ist Ursulas erstes Auto. Und sie hat es bei Netto-Sticker in Domat Ems nach ihrem eigenen Entwurf folieren lassen.
Maut
Skandinavien kennt verschiedene Mautsysteme.
In Dänemark bezahlt man nur für die Brücke über den Grossen Belt, sofern man nicht per Fähre von Puttgarden nach Rödby anreist.
In Schweden bezahlt man für den Tunnel und die Brücke über den Öresund. Es gibt auch weitere zahlpflichtige Strassen, zum Beispiel in Göteborg. Dort wird aber die Autonnummer eingelesen; man erhält später eine Rechnung zugeschickt.
Da wir schon mehrmals den Öresund querten, haben wir ein Abo bei Brobizz. Für einmalige Fahrten kann man aber per Cash oder per Creditkarte an der Zahlstelle bezahlen.
Für Norwegen haben wir uns mit der App EPASS24 registrieren lassen. Die Autonummer wird eingelesen und der Betrag direkt abgebucht. Vorteil ist, dass man den genauen Tarif für sein Fahrzeug bekommt. Ob es funktioniert, ich werde berichten.
Lektüre
Emmanuel Carrère, Das Reich Gottes, aus dem Französichen von Claudia Hamm. 2011 von Carrère verfasst. Matthes & Seiz Verlag Berlin
Georg W. Bertram / Michale Rüsenberg, Improvisieren! Lob des Ungewissen, Reclam Verlag 2023 dritte Auflage
Andreas Russenberger, Paradeplatz, Messkirch 2020
Alex Capus, Eine Frage der Zeit
Georg w. Bertram / Michale Rüsenberg, Improvisieren! Lob der Ungewissheit, Reclam 2023, 3. Auflage
Ralf Frisch, Alles gut - Warum Karl Barths Theologie ihre beste Zeit noch vor sich hat, TVZ 2019 4. Auflage (Erstausgabe 2018!)
Mit dem Camper in Norwegen unterwegs
Ein Kompliment an die Norweger. Das Land ist absolut Camper-freundlich. Entlang der Strassen gibt es viele Rastplätze, immer wieder mal öffentliche WCs, Tankstellen mit Verpflegungsmöglichkeiten und WCs, unzählige Camping- und Stellplätze, sowie immer wieder Orte, um Grauwasser abzulassen. Alles ist gut beschildert. Für Chauffeusen und Chauffeure ist es wichtig, ihr Fahrzeug zu beherrschen. Denn die Strassen sind zum Teil eng und steil. Vorbildlich ist die Geduld der Norweger. Sie würden Dich als Camper Fahrer nie drängeln noch überholen. Meist bleiben sie gelassen hinter dir. Und hat es einer mal eilig, gibt er Lichtzeichen, dann kannst Du ihn vorlassen. Schön ist auch, dass es auf unseren Routen von Südwesten nach Norden wenig Verkehr hat. Weil der Schreibende Bergstraßen gewohnt ist und nicht so gelassen wie die norwegischen Autofahrenden muss er sich manchmal in Geduld üben, wenn vor ihm Wohnmobile durch die Landschaft bummeln. Es sind viele, meist ältere Reisende als wir, unterwegs. Allerdings ist nicht mehr Hauptsaison; so findet man auf Campingplätzen gut Platz. Ausserdem darf man überall im Freien stehen bleiben und übernachten.
Flambanan
Die Flambanen führt vom 866 Meter hoch gelegenen Myrdal hinunter an den Sognefjord auf Seehöhe. 1940 wurde sie gebaut, um Flam mit der Bergenbahn für den Personen-, Post- und Güterverkehr zu verbinden. 1944 wurde die 20 Kilometer lange und mit Maximalsteigung von 55 Promille versehene Strecke elektrifiziert. Heute ist sie eine Touristenbahn, auf der man an gewissen Tagen einen Monat vorher keine Tickets mehr bekommt. Grund sind die spektakuläre Landschaft und die Möglichkeit für Kreuzfahrtschiffe, nach 17 Kilometer Fjordfahrt in Flam anzulegen. Flam bietet viele touristische Attraktionen, wie Fjord-Besichtigung per Boot, Ortsbesichtigung mit Kirche, ein kleines, aber feines Bahnmuseum und mehr. Viele Touristen befahren die Strecke nur in eine Richtung. Nach Myrdal kommen sie über die Bergenbahn von Bergen oder Oslo; Autostrassen gibt es nicht nach Myrdal. In Flam steigen die Touristen aufs Schiff um oder auf Busse, die sie weiterbringen. Durch Flam führt auch eine Autostrasse von Norden nach Süden, nach Flam durch den längsten Autotunnel der Welt, welcher 24,5 Kilometer lang ist. Das Besondere an der Flambahn sind die alten Wagen und die nicht mehr ganz modernen El 18-Loks, je eine vorn und hinten am sechs Wagen langen Zug. Die El 18 ist mit der 465- Lok der BLS identisch und wurde von der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM in der Schweiz gebaut. Vor der Bestellung weilte damals eine 460 er Lok der SBB für Probefahrten in Norwegen.
Skandinavische Länder
Zu Skandinavien zählen die drei Länder Dänemark, Norwegen und Schweden. Da die Königshäuser in der Vergangenheit zum Teil miteinander liiert waren, gibt es eine lange wechselhafte gemeinsame Geschichte. So war Norwegen und Dänemark lange in einer Union vereinigt, wobei die Dänen bestimmten. Schweden war anfangs auch dabei, ist aber sehr bald wieder ausgetreten. Teilweise blieb aber Südschweden unter dänischer Herrschaft. Damals war Lund Verwaltungsbezirk-Hauptstadt und das dänische Gebiet ging bis Varberg.
Spannend ist auch die Geschichte von Norddeutschland und Dänemark betreffend Jütland. Heute gibt es in Dänemark eine deutschsprachige Minderheit und in Deutschland eine dänischsprachige Minderheit. Die heutige Staatsgrenze wurde aufgrund einer Volksabstimmung auf Südjütland festgelegt. So wollten die nördlichen Südjütländer zu Dänemark gehören, die südlichen zu Deutschland. So entstand die Grenze mit den Grenzorten Flensburg und Padborg.
Im zweiten Weltkrieg litt Dänemark und Norwegen an der deutschen Besatzung, Schweden blieb unabhängig. Schweden hielt daraufhin an seiner Neutralität fest, bis es letztes Jahr der NATO beitrat. Norwegen und Dänemark hingegen gehörtenzu den Gründungsmitgliedern der NATO, vielleicht gerade durch die Erfahrung der deutschen Besatzung motiviert. Allerdings betont auch Norwegen seine Neutralität. So ist Norwegen wie die Schweiz bis heute kein Mitglied der Europäischen Union.
Schweiz 41 300 Quadratkilometer Fläche, 9 Mio Einwohner, 217 Einwohner pro Quadratkilometer Bruttoinlandprodukt 895 Mrd Dollar, Besonderheit: Viersprachig
Dänemark 43 000 Quadratkilometer Fläche, 6 Mio Einwohner, 130 Einwohner pro Quadratkilometer, Bruttoinlandprodukt 407 Mrd Dollar alles ohne Überseegebiete, Besonderheit: Lutheranische Kirche ist offizielle Staatsreligion
Norwegen 385 000 Quadratkilometer Fläche, 6 Mio Einwohner, 14 Einwohner pro Quadratkilometer, Bruttoinlandprodukt 485 Mrd Dollar, Besonderheit 2 norwegische Landessprachen, drei Samische Sprachen und drei Minderheitensprachen, alles Amtssprachen
Schweden 447 500 Quadratkilometer Fläche, 10,5 Mio Einwohner, 24 Einwohner pro Quadratkilometer, Bruttoinlandprodukt 585 Mrd Dollar
Befragt man die Bevölkerung nach der Zufriedenheit mit ihrem Leben, World Happiness Report, fällt auf:
Dänemark auf Platz 2, Schweden auf Platz 4, Norwegen auf Platz 7. Schweiz; Platz 13.
Da mache ich mir schon so meine Gedanken. Siehe Gedanken!
Nordlandsbanan
In diesen Tagen schaffen es die Nordlandsbanan in die Schlagzeilen bis nach Deutschland und in die Schweiz. Grund ist ein Erdrutsch bei Levanger, Norwegen, welcher Bahn und Strasse in den See gleiten liess. Das Ganze geschah während Bauarbeiten am Bahntrassee. Nachdem die Polizei den Platz nach 14 Tagen wieder frei gegeben hat, begannen die Aufräumarbeiten und die Reparatur. Man rechnet aber nicht mit einer Wiederinbetriebnahme vor Sommer 2026. Das Dilemma der Nordlandsbanan von Trondheim nach Bodö ist aber ein Vielschichtiges. Wir selber haben ja an einer Station Halt gemacht, an der kein Zug fuhr, aber ein wunderbarer Wartsaal offen war. Zum einen hat das norwegische Parlament einen Ausbau in den weiteren Norden abgelehnt. Zum zweiten hat man bisher auch auf die Elektrifizierung verzichtet. Als der norwegische Staat die Bahnreform durchführte, übernahm SJ Norge (ein Ableger der Schwedischen Staatsbahnen) die Nordlandsbanan. Eine Investition in das Fahrmaterial blieb aber aus. Mit wenigen veralteten Dieselloks wurde eine Tageszugverbindung und eine Nachtzugsverbindung aufrecht erhalten. Als immer mehr der 5 Loks nicht verfügbar waren, wurde der Nachtzug eingestellt. Und tagsüber wurden immer mehr Züge mit Bussen im Ersatzverkehr gefahren. Neues Rollmaterial soll nicht vor 2027 (andere Quellen sprechen von 2030) zur Verfügung stehen. So kommt die Einstellung aufgrund des Bauunglücks gar nicht so ungelegen. Für den Güterverkehr allerdings ist es ein Desaster. Da auch die Europastrasse in den Norden betroffen ist, müssen die Brummis über den Trondheimfjord trajektiert werden und danach auf einer zum Teil engen Strasse den Umweg fahren; wir selber haben das auf eben der Route erlebt.